Eine Diskussion, die in Social Media Gruppen nicht hitziger diskutiert werden könnte:
Zu welchem Preis verkaufe ich mein Buch und im Grunde auch meine Arbeit und mich?
Biete ich mein Buch für 0,99 € an, verkaufe ich meine Arbeit unter dem Wert!
Biete ich mein Buch für 4,99 € an, bin ich als Selfpublisherin unverschämt!
Und wenn du jetzt auf eine allgemeingültige Antwort in diesem Artikel hoffst, muss ich dir gleich diesen Zahn ziehen, sorry!
Denn diese Frage ist einfach nicht für alle richtig zu beantworten.
Ich kann nur von meinen eigenen Erfahrungen berichten und hoffen, dass du so deinen Weg und deinen Preis findest.
1. Bestimme ein Ziel
Um den richtigen Preis festlegen zu können, musst du zuerst dein Ziel bestimmen!
Willst du vom Schreiben leben oder einfach nur einen netten Nebenverdienst haben, mit dem du einmal im Jahr in den Urlaub fahren kannst?
Wir gehen jetzt natürlich von dem ultimativen Ziel aus:
Vom Schreiben leben!
Selbstverständlich sind diese Werte auch wieder völlig variabel! Der eine braucht zum Leben (Miete, Lebensmittel, Vergnügen, Klamotten, etc.) 2.000 €, der andere fährt am besten mit 4.000 €.
Werde dir zuerst klar, wie hoch der Betrag ist, mit dem du alle deine Kosten abdeckst und dir zusätzlich immer mal wieder etwas gönnen kannst.
Ich gehe jetzt von einem Zielbetrag von 2.500 € monatlich aus.
Damit kann man in der Regel Lebenskosten und die durchschnittlichen Kosten deines Buches – ohne großen Werbeetat von tausenden von Euronen – decken.
Für 2500 € musst du bei Amazons KDP Programm verkaufen:
(Ohne Unlimited Leihprogramm)
0,99 € / 35 % Tantiemen = 0,3465 € = 7215 Stück pro Monat = 257 Stück pro Tag
2,99 € / 70 % Tantiemen = 2,093 € = 1195 Stück pro Monat = 43 Stück pro Tag
4,99 € / 70 % Tantiemen = 3,493 € = 716 Stück pro Monat = 26 Stück pro Tag
Nett, denkst du dir jetzt vielleicht! Dann setze ich meinen Preis einfach immer auf 4,99 € an und verdiene mir locker meinen Lebensunterhalt.
Falsch. An dieser Stelle muss ich dich bremsen, denn dafür gibt es leider noch einige mehr Faktoren zu beachten
Extratipp:
Bei der geringeren Tantiemenoption bezahlt ihr keine Lieferkosten pro Download. Wobei das keinen großen Teil ausmacht, aber es sollte erwähnt sein. (Im Schnitt 0,06 € je verkauften Titel)
2. Wie lautet deine Zielgruppe?
Oh man, schon wieder dieses Thema! Woher sollst du denn die Leute kennen, die deine Bücher lesen und wieso sollte das wichtig sein?
Es ist fast das Wichtigste, an dem ganzen Verkaufsprozess, denn:
Schreibst du Jugendbücher und deine Leser belaufen sich eher in der Altersgruppe 13 bis 18 Jahre, werden sie keine hunderte von Euros Taschengeld haben, um haufenweise Bücher pro Monat zu kaufen!
Da muss wohlüberlegt sein, welches Buch man sich kauft und Mia Mustermann? Hab ich noch nie etwas von gehört! Nein, da kaufe ich lieber das Buch meiner Lieblingsautorin!
Okay, okay, aber wie willst du jetzt herausfinden, wer deine Bücher liest?
Ganz genau: Social Media!
Nutze die Chance, die sich dort bietet, um mit deinen Lesern in DIREKTEN Kontakt zu treten, sie kennenzulernen, herauszufinden, was sie gerne lesen, was für Gewohnheiten sie haben, wie viel sie lesen, welche Autoren sie lesen, wann sie lesen und so weiter!
Dann erst kannst du überhaupt über einen passenden Preis nachdenken.
Extratipp:
Wenn du an dieser Stelle jetzt Debütautorin bist, dann schaue dir doch die Autoren an, die länger im Geschäft sind und vom Genre ähnliche Bücher schreiben wie du.
3. Debütant oder alter Hase?
Ganz genau, auch das ist wichtig!
Wenn du schon seit 5 Jahren schreibst und du bereits eine tolle Leserschaft hast, die deine Bücher liebt und unbedingt nach Erscheinung sofort liest, dann kannst du gegebenenfalls darüber nachdenken, den Preis entsprechend (mit Verstand und Fairness) anzupassen.
Solltest du aber vor der Veröffentlichung deines ersten Buches stehen, dann überlege, ob jemand deine Geschichte für 4,99 € kaufen würde, oder ob du es anfänglich mit einem ansprechenden Einstiegspreis von 0,99 € versuchst, um die Leser von deinen Qualitäten zu überzeugen.
4. Na und wie machts die Bloom jetzt genau?
Auch ich habe mit einem Preis meiner Bücher von 0,99 € gestartet. Nicht, weil ich nicht denke, dass meine Arbeit mehr wert ist, sondern weil es für mich der vernünftigste Weg war, meine Bücher und mich bekannt zu machen.
Und ja, ich halte immer noch an einem Einstiegspreis von 0,99 € für mindestens eine Woche fest, weil ich es meinen Lesern gegenüber fair finde, und ich allen von ihnen weiterhin ermöglichen möchte, meine Bücher kaufen zu können.
Da alle meine Geschichten aktuell im Kindle Unlimited Programm sind, und ich Bezahlung über die gelesenen Seiten bekomme, habe ich festgestellt, dass mehr darüber gelesen wird, wenn ich den Preis nach einer Woche auf 2,99 € anhebe. Dadurch ändert sich nichts an meinem Rang, weil der sich so ausgleicht. Damit habe ich entgegengewirkt, extrem abzustürzen, denn das hat bei Amazon meist ganz andere Gründe …
Passt aber hier auf! Kolleginnen haben mir berichtet, dass sie kaum bis gar nicht über KU verkaufen, andere wiederum deutlich mehr als ich.
Das ist mein Weg (!), und vielleicht nicht eurer!
Vielleicht schreibt ihr Fantasy, in dem die Preise ohnehin anders angesetzt werden, vielleicht wollt ihr einfach nicht für 0,99 € verkaufen und das ist euer gutes Recht!
Ihr müsst herumprobieren und das funktioniert nicht bei nur einem Buch! Bleibt am Ball, testet euch und eure Leser aus und setzt das Erreichen eures Ziels, vom Schreiben leben zu können, vielleicht nicht auf ein Jahr, sondern eher auf 3 fest.
Das ist meiner Erfahrung nach ein realistischer Wert im Selfpublishing.
Ich hoffe, ich konnte euch ein wenig weiterhelfen und ihr seid jetzt nicht ganz so ratlos, wenn es daran geht, zu welchem Preis ihr euer Buch verkauft!
Lieben Gruß,
Sandra
Ein toller und hilfreicher Beitrag, vielen Dank dafür!
Liebend gerne!