Social Media Marketing

Wie lektorierst und korrigierst du selbst deine Texte

Vor kurzer Zeit hatten wir das Thema:
Brauche ich als Selfpublisher wirklich einen Lektor?
 
Dort hatten wir festgestellt, dass es deutlich von Vorteil ist, einen Lektor zu haben.

Aber heute soll es darum gehen, wie du deinem Lektor das Leben erleichtern und dir einiges an Kosten einsparen kannst.
Denn der Preis einer Normseite errechnet sich bei vielen Lektoren durch den Aufwand. Wenn deine Texte also qualitativ besser sind, zahlst du im Endeffekt weniger. Irgendwie logisch.
Es geht hier übrigens nicht um Fehlerfreiheit, denn ganz ehrlich … dieses Ziel werden wir sicherlich nie erreichen und das ist auch gar nicht schlimm! (Wer in meinen Blogbeiträgen Fehler findet, der darf sie sehr gerne behalten und verwenden)
 
Aber du möchtest vielleicht eine Kurzgeschichte für deine Newsletterabonnenten verschicken und brauchst dafür nicht unbedingt ein professionelles Lektorat, oder du hast vor, eine Leseprobe an einen Verlag zu schicken, die Qualität deiner Social Media Beiträge erhöhen oder oder oder.

Egal aus welchem Grund du hier gelandet bist, es ist immer besser, seine Texte stetig weiterverbessern zu wollen.

Wie immer starten wir ohne großes Vorgeplänkel direkt in die Tipps, denn ich habe die Vermutung, diese werden heute deutlich umfangreicher werden.

1. Verschaffe dir Abstand!

Erst wenn du etwas Abstand hast, kannst du deine Betriebsblindheit abgeben, denn es ist alles andere als leicht, den eigenen Text zu beurteilen.
Wenn es sein muss, warte drei oder noch mehr Monate, erst dann siehst du deine Geschichte annähernd aus dem Blick eines Lesers, der sie zum ersten Mal in den Händen hält.
 
Mir geht es ganz häufig so, wenn ich nach langer Zeit wieder in meine Bücher lese. Manchmal ist es mir fast peinlich, was ich da in die Welt entlassen habe, vor allem was meine ersten Bücher betrifft. Vor allem Mister Komma und ich waren nicht unbedingt beste Buddys …
Aber mach dir deswegen nicht zu viel Druck. Für einen Leser, der dich von Anfang an begleitet, wird es auch toll sein, deine Entwicklung beobachten zu können.

2. Vertraue deinem Bauchgefühl!

Du liest wahrscheinlich schon dein halbes Leben und hast dir unterschwellig ein gutes Gespür für großartige Geschichten angeeignet. Wenn du jetzt zwanghaft versuchst, dein eigenes Buch mit reingeschobenen Szenen besonders toll werden zu lassen, geht es oft nach hinten los.
Also verlass dich auf dein Bauchgefühl, du wirst beim Schreiben schon merken, wenn etwas nicht zusammenpasst und beim Überarbeiten dann ohnehin.

3. Besteht deine Geschichte aus interessanten Figuren?

Die erste, richtig elementar wichtige Frage lautet:
Bedeuten deine Figuren dir etwas?
Wie fühlst du, wenn eine davon sterben würde? Ist es dir egal oder heulst du Rotz und Wasser? (← finde ich übrigens eine furchtbar anschauliche Metapher, pfui)
 
Wenn dich dieser Gedanke richtig mitnimmt und du vielleicht sogar einen Schluchzer verdrücken musst, wenn du nur darüber nachdenkst, sie leiden zu lassen, dann super! Deine Figuren sind dir ans Herz gewachsen und du kannst davon ausgehen, dass du dich sehr gut mit ihnen auseinandergesetzt hast.
 
Du kennst
– ihre Kindheit
– ihre Vorlieben
– was sie hassen
– an was sie glauben
– welche Geheimnisse sie haben
– wie ihr erstes Haustier hieß
– oder ob sie ihren Autos Namen geben
– ob die Kaffee oder Tee präferieren
– oder den Duft von Flieder mögen
 
All das bringt dich in die richtige Richtung, um deinen Charakteren ausreichend Tiefe geben zu können, und auch damit deine Leser sich mit ihnen identifizieren.
 
Außerdem ist es wichtig, ob die Figuren sich innerhalb der Geschichte genug entwickeln.
Ist das der Fall? Wie sind sie am Anfang und am Ende? Stehen sie in krassem Kontrast oder ist die Entwicklung nur angehaucht? Reicht es auch, um den Leser am Ende mit einem guten Gefühl zu entlassen? Oder wird er enttäuscht sein und nie wieder eines deiner Bücher nur in die Hand nehmen.

4. The red red Thread.

Zu allererst die Frage: Gibt es einen roten Faden? Eine Grundthematik, mit der sich die Geschichte auseinandersetzt und ist sie dir überhaupt bewusst?
Kannst du in einem Satz auf den Punkt bringen, um was es geht?
 
Mir fällt auf, dass ich sehr oft Probleme damit habe. Ganz ehrlich!
In allen Exposés, die ich jemals geschrieben habe, habe ich die Wortanzahl um das Hundertfache überschritten! Okay, so schlimm war es nicht, aber mit dem Kurzhalten habe ich es echt nicht.
Deine Geschichte auf einen Satz herunterzubrechen und nicht das Gefühl zu haben, so viele wichtige Dinge vergessen zu haben, ist echt eine Kunst.

Also notiere diesen ersten Satz doch bevor du anfängst zu schreiben. Und nachdem dein Buch abgeschlossen ist, vergleiche, ob diese Aussage immer noch zu 100% zutrifft.

5. Hat dein Text genug Spannung?

Jedes Buch besteht aus großen und kleinen Spannungsbögen, die wie ein Motor wirken, der die Geschichte immer wieder vorantreibt und den Leser atemlos zurücklässt.
Wenn dein Text keine Spannung beinhaltet, wieso sollte der Leser dann weiterlesen wollen?
 
Spannung ist also, egal in welchem Genre, das A und O!
 
Notiere dir beim Plotten und auch beim Korrigieren alle deine kleinen und großen Spannungsbögen und hinterfrage sie.
Reichen sie aus, dass der Leser am Ball bleibt?
Gibt es zu Beginn genug offene Fragen, die der Leser gelöst haben möchte?
Hattest du vielleicht selbst Mühe, an der ein oder anderen Stelle weiterzuschreiben?
 
Dieser Punkt ist unheimlich wichtig und die Grundlage eines guten Buches!

6. Die ersten Sätze

Ich habe es schon mal auf meinem Instagram Profil erwähnt:
Der Anfang einer Geschichte ist unheimlich wichtig! Ja, sogar die ersten Sätze sind unheimlich wichtig!
Denn diese müssen den Leser sofort in das Buch hineinziehen!
 
Es heißt oft, fange nicht mit einer Szene an, in der der Protagonist wach wird. Aber selbst so etwas Banales und Alltägliches kann man so schreiben, dass der Leser nur denkt: What the …! Ich will weiterlesen!!
 
Welchen Anfang fändest du spannender?
 
1. Das Schrillen meines Weckers reißt mich aus dem Schlaf. Schläfrig öffne ich die Augen und werfe die Decke beiseite, um aufzustehen und ins Bad zu schlurfen.

2. Noch bevor ich die Augen aufschlage, spüre ich, dass sich etwas verändert hat. Gänsehaut stellt sich auf meinem Körper auf und mein Herz beginnt zu rasen, während ich die Lider zupresse. Weil ich es nicht sehen möchte. Weil es dann Wirklichkeit wird.
 
Okay, diese beiden Sätze sind vielleicht auch nicht zu 100% optimal, aber trotzdem merkst du den Unterschied, oder?
 
Saug deinen Leser ein! Spiele mit seinem Verstand, seinen eigenen Emotionen und bringe sein Herz schon beim ersten Satz zum Rasen!

7. Der Schluss

Hin und wieder kommt es auch vor, dass der Leser ein Buch perfekt findet, dann zum Schluss kommt und der all die Worte zuvor zerstört! *KAWUMM*
Hier gibt es viele Dinge, die du berücksichtigen musst:
 
– ist das Ende plausibel?
– was für ein Ende erwartet deine Zielgruppe?
– welches Ende passt zu deinen Protagonisten?
(Wenn du ihn sterben lässt, dann mach es nicht so, dass der Leser mit einem unbefriedigenden Ergebnis das Buch in die Ecke klatscht! Lass es einen Sinn haben!)
– soll es ein überraschendes Ende sein?
– ist es ausführlich genug?
 
Mir persönlich geht es oft so, dass ich mich gerade mit dem Ende schwertue. Wirklich, ich zögere es immer ewig lange hinaus, ein Buch fertigzuschreiben aber nicht nur, weil ich mich nicht von der Geschichte verabschieden möchte, sondern auch, weil das Ende so unglaublich wichtig ist und ich manchmal diesem Druck selbst nicht standhalten kann!
 
Wenn für mich eine Story fertigerzählt ist, die Protagonisten sich in einem Liebesroman beispielsweise endlich bekommen haben, finde ich es sinnlos, noch zwei oder drei Kapitel über die „heile Welt“ zu schreiben. Aber genau das ist es, was den Leser glücklich und zufrieden gehen lässt. Er weiß, seinen Lieblingen geht es gut (oder bei einem Mehrteiler auch nicht …) und er kann das Buch in aller Ruhe zuklappen.
In manchen Geschichten, zum Beispiel Dark Romance, soll die Story hier aber auch nochmal richtig an Fahrt zunehmen. Vielleicht passiert etwas Unerwartetes, bei dem der Leser sich fragt, wie der Protagonist jetzt noch aus dieser Sache rauskommen soll.
Genau darin liegt die Schwierigkeit beim Schreiben.
Also lass dir ruhig viel Zeit mit dem Ende. Manchmal lasse ich es einfach offen und fange erst mit der Überarbeitung an. Wenn ich dann wieder an dem Punkt bin, hat sich die Wolke in meinem Kopf oft aufgelöst und ich weiß genau, welchen Abschluss ich der Geschichte verpassen möchte.

8. Der Feinschliff

Hier fasse ich Punkte zusammen, die du dir unbedingt für deinen Feinschliff anschauen solltest:
 
– wirken die Dialoge lebensecht und vermitteln sie etwas (Informationen oder beispielsweise Charaktereigenschaften)
– welches Erzähltempo hat dein Text und ist es durchgängig oder wechselnd?
– welche Atmosphäre herrscht?
– lösche Füllwörter, Wortwiederholungen oder löse Schachtelsätze auf!
– streiche abgenutzte Vergleiche oder Ausdrücke!
– sind deine Metaphern passend und zeitgemäß?
– mach aus Passiv Aktiv (dein Protagonist soll handeln und nicht dazu gebracht werden)!
– wie beginnen deine Sätze? (Immer mit: Ich habe … Ich wollte … Ich dachte … Ich weine …)
 
Äußerlichkeiten:
– wie viele Absätze sind im Text?
– vereinheitliche Schreibweisen und Namen (!)
– finde einen tollen Titel und evtl knackige Kapitelüberschriften!

9. Testleser

Und wenn du alle vorhergehenden Punkte abgeschlossen hast, ist dein Buch bereit für tolle Testleser!
Denn nicht vieles geht über jemanden, der mit einem offenen und kritischen Auge deine Geschichte zum allerersten Mal liest!
 
Mach dir keine Gedanken, deine Testleser werden Fehler finden und vielleicht sind es sogar welche, bei denen du einige Kapitel umstellen musst und es wird dich zum Heulen bringen. Aber besser sie finden diese als deine Leser.
Denn die Leser haben so eine gigantische Auswahl an verschiedenen Geschichten, dass sie den meisten Autoren höchstens zweimal eine Chance geben. Wenn die Story nicht gefällt und total unlogisch ist, wieso sollte ein Leser also seine Zeit an so ein Buch verschwenden?
Gib also bei jedem Anlauf dein Bestes, investiere gerade in die Überarbeitung viel Zeit und schicke dein Buch erst dann in die Welt, wenn du vollständig und absolut zufrieden damit bist! (Oder zumindest zu 95%, denn ganz zufrieden ist man ja doch irgendwie nie)
 
Wie findest du gute Testleser?
Das ist in der Tat schwierig, denn diese müssen nicht nur zu dir und deiner Arbeitsweise, sondern auch zu der Art, wie du schreibst passen.
Ich persönlich mache hin und wieder einen Aufruf auf Instagram oder Facebook und arbeite mit mehreren Testlesern dann langfristig zusammen.
Nimm nicht zu viele, du kennst diesen berühmten Spruch: Zu viele Köche verderben den Brei und genau so ist es mit deiner Geschichte.
Manche Sachen wirst du trotz Testleserkritik gar nicht umstellen wollen und das ist auch gut so! Lass dir in Szenen, von denen du absolut überzeugt bist, nicht reinreden, aber genauso sei offen für Veränderungen, wo diese benötigt werden!
 
Zum Abschluss gibt es in den nächsten Tagen in meinem Newsletter eine Checkliste, mit der du deinen Überarbeitungsdurchgang abhaken kannst.
 
Anmelden kannst du dich hier:

Dein Extratipp:
Kennst du die erweiterte Duden Mentor Textprüfung, die du dir im Internet kostenlos aufrufen kannst? Sehr zu empfehlen auch für Social Media und Blogbeiträge!

HIER kommst du hin.

Ich wünsche dir ausgesprochen viel Spaß mit der Überarbeitung!

Lieben Gruß, Sandra

(2) Kommentare

  1. Lurleen sagt:

    Ein absolut super Beitrag! Du fasst genau das handlich zusammen, was ich selber sooo wichtig finde. Werde mir den Post sicher noch öfter aufrufen. Danke!

    1. Sandra sagt:

      Vielen Dank, freut mich sehr, dass es dir hilft!
      LG

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