Der wichtigste Punkt, den einen Autor beschäftigt, ist wohl:
Wie plotte ich meine Geschichte?
Auch ich habe schon das ein oder andere Mal den Überblick verloren, weil manche Geschichten eine ganz andere Komplexität als andere haben.
Doch es gibt keinen Grund zu verzweifeln 😉
Denn das, was uns Autoren vor dem sicheren Romantod abhält, nennt sich Planung!
Übrigens, falls du lieber Videos ansiehst, als Beiträge liest, kannst du mein Youtube Video dazu hier ansehen:
Manche plotten nur grob, andere führen jedes einzelne Kapitel aus. Stephen King hat es geschafft, seine Geschichten zum Großteil als völliger Discovery Writer zu schreiben und wir wissen alle, wie erfolgreich der gute Mister King nun heute ist.
Deswegen zum einen:
1. Setze dich nicht unter Druck!
Eine Geschichte plant sich nicht gut unter Druck und du musst zuerst herausfinden, wie du am besten und effektivsten Arbeiten kannst.
Ich persönlich nutze eine Notiz App auf dem Handy, in der ich erstmal alles aufschreibe, was mir in den kommenden Wochen und Monaten zu der Story einfällt. Und damit meine ich wirklich ALLES!
2. Sammeln wie ein Eichhörnchen
Sammle jede Idee, die dir noch so abwegig erscheint und schreibe sie auf, du sortierst sowieso nochmal alles! Es ist am Ende völlig egal, ob du der Protagonistin dann doch rote Haare verpasst hast, es zählt nur, dass du dir darüber Gedanken machst.
Und glaub mir, je mehr der kreative Teil deines Gehirns gefordert wird, umso besser kann er arbeiten. Mir fallen Plots mittlerweile deutlich leichter als noch zu meinem Schreibanfang.
3. Verfeinern
Wenn du denkst, deine groben Notizen sind soweit genug, dann schreibe sie erstmal alle auf und sortiere sie. Oft kommen Ideen nicht gerade in der Reihenfolge einer Geschichte und du musst zuerst eine (immer noch grobe) Struktur daraus erstellen.
Ich nutze dafür ein einfaches Word Dokument oder ein Programm, das sich »Drama Queen« nennt. Ich verlinke dir die Seite, falls du es dir mal ansehen möchtest. – > HIER
4. Und sie verfeinert immer noch
Hier kommt der Punkt, an dem sich die Geister scheiden.
Entweder du planst wie ich nun jedes einzelne Kapitel oder du schreibst drauf los, weil du deinen groben Rahmen hast.
Übrigens dafür: Herzlichen Glückwunsch!
Wenn du an diesem Punkt angelangt bist, dann hast du schon einen riesigen Schritt in die richtige Richtung getan!
Beide Vorgehensweisen sind übrigens okay! Finde heraus, was für dich einfacher ist und mit dem du am besten arbeiten kannst.
Änderungen kommen früher oder später haufenweise dazu, deswegen ist es normal, dass sich eine Geschichte nicht 1:1 mit deinem Plan umsetzen lässt.
Es kann auch mal interessant sein, die Geschichte genau wie dein Protagonist komplett neu zu erleben. Lerne ihn kennen und tauche immer weiter in seine Welt ein.
Das Wichtigste dabei ist: Der Spaß sollte nicht verloren gehen! Wenn dir das Plotten jetzt schon eine üble Last ist, dann ist das keine gute Voraussetzung für deine Geschichte.
Also nochmal:
Setze dich nicht unter Druck!
Lass dich treiben!
Und von deiner Geschichte leiten!
5. Nach Methoden plotten … oder auch nicht
Es gibt haufenweise Methoden! Die Schneeflocken-Methode zum Beispiel oder etwas, das sich Heldenreise nennt, außerdem noch unheimlich viele weitere.
Ich habe am Anfang vieles ausprobiert, hunderte Blogartikel gelesen und auch Coachings bei tollen Trainern gemacht aber keine Methode war dabei, bei der ich langfristigen Spaß gehabt hatte, meine Geschichte zu plotten.
Bis ich ein System gefunden habe, das perfekt zu meiner Arbeitsweise gepasst hat.
Blake Snyder. Ein Typ mit einem unheimlich schnieken Namen hat für seine Drehbücher eine ziemlich detaillierte Gliederung entwickelt. Er behauptet, dass die meisten erfolgreichen Filme und Bücher nach genau diesem Prinzip aufgebaut sind und was soll ich sagen … wenn ihr einmal darauf achtet, fällt euch auf, dass das wirklich genau so der Fall ist!
Er teilt seine Geschichte in »Beats« ein. Also von Seite 1 bis Seite 10 passiert das, von Seite 11 bis Seite 16 passiert das, und so weiter.
Hier findet ihr übrigens einen sehr ausführlichen Artikel von Julia Stein
Allerdings bezieht sich seine Gliederung auf Drehbücher, aber auch auf Romane ist sie anwendbar.
Mir war das ein wenig zu detailliert, deswegen habe ich für mich persönlich eine Abwandlung entwickelt.
Ich teile mir eine Geschichte in vier große Teilbereiche ein und seitdem fällt es mir deutlich einfacher, sie zu plotten!
Der erste Teil
Der erste Teil macht 25 % deines Buches aus.
Wir nehmen an, du schreibst ein Buch, das 400 Seiten hat, also besteht der erste Teil aus 100 Seiten.
Hier führst du die Hauptperson ein, wie sieht sie aus, wie lebt sie, wie ist ihre Welt.
Mache dir hier ruhig schon Gedanken, wie der Protagonist sich entwickeln soll und vor allem: Gib ihm oder ihr ein interessantes Ziel!
Du stellst also jetzt schon ein Thema dar, das sich herauskristallisiert, damit der Leser gleich weiß, auf was er sich einlässt.
Der zweite Teil
Der macht ganze 50 % deiner Geschichte aus und gliedert sich wiederum in zwei Teilaspekte (dieser hier und dem Midpoint).
Das heißt, wir haben hier 2 x 25 %.
Du hast deinen Protagonisten auf den ersten Seiten vorgestellt und hast kommen weitere 100 Seiten, um ihn an einen ganz bestimmten Entscheidungspunkt zu bringen.
Führe hier auch ruhig Nebenprotagonisten und kleine weitere Konflikte ein, denn die wahre Welt dreht sich auch nicht nur um ein einziges Thema.
Stelle heraus, welche Vor- und welche Nachteile es gibt, wenn der Protagonist sich bewusst für eine Seite entscheidet.
Diese Entscheidungen können DIREKTEN Einfluss auf das Leben deiner Hauptperson haben und sind super super super wichtig für sie!
Und dann geht es los! Dein Held trifft seine Entscheidung und sie verändert alles!
Der Midpoint
Die nächsten 25 % rollen an und hier kannst du ruhig richtig Vollgas geben!
Der Midpoint!!
Es kommt zu einem falschen Sieg oder einer falschen Niederlage und dein Held muss alles überdenken, was er bisher geglaubt hat.
Ein kleiner Vergleich mit den Rocky Filmen, die wirklich genau nach diesem Prinzip aufgebaut sind:
Hier hat Rocky das erste Mal gegen seinen Endgegner gekämpft und verloren! Er liegt am Boden, blutet und ist verletzt und es ist fraglich, ob er je wieder kämpfen kann! Alles scheint zu Ende!
Und dann kommt ein springender Punkt, an dem klar wird, wie Rocky diese Sache wieder geradebiegen kann und WOOOHOOO!
Das Finale
Genau, auch hier wieder 25 % (in unserem Vergleich die letzten 100 Seiten).
Hier werden alle Lektionen angewandt, die unser Prota in der vorherigen Geschichte gelernt hat und er steht nun im krassen Kontrast zum Anfang.
Wenn du vorher eine schüchterne Sekretärin geschrieben hast, ist sie nun zur selbstbewussten Frau geworden.
Der Bad Boy ist nicht mehr ganz so bad (aber noch genug, damit er sein Gesicht nicht verliert).
Und dieses Wissen wird nun voll gegen den Antagonisten eingesetzt!
Bumm!
Das war deine Geschichte. Zumindest im Groben und Ganzen.
Du kannst Blake Snyders Buch dazu hier erwerben und/oder mein abgewandeltes kostenfrei herunterladen:
Blake Snyder (orignal, englisch)
BlakeSnider-Struktur-angepasst_SchreibdschungelHerunterladen
Das heißt, plotten muss nicht nervig sein, sondern kann wirklich Spaß machen, wenn man eine Möglichkeit gefunden hat, die zu seiner eigenen Arbeitsweise passt.
Ich hoffe, ich habe euch mit diesem Artikel und dem passenden Video dazu ein wenig geholfen, nicht ganz zu verzweifeln.
Und auch hier: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen!
Selbst die erfahrensten Autoren verzweifeln manchmal bei dem Thema Plotten!
Morgen beleuchte ich das Thema »Schreibroutine«, das sich viele gewünscht haben und es hat mir wahnsinnigen Spaß gemacht, das zu durchleuchten.
Also seid gespannt, klickt rein und ich freue mich über jedes Kommentar oder teilen meines Beitrages, wenn ich euch geholfen haben sollte!
Lieben Gruß, Sandra