Neben 1298347 anderen offenen Fragen, die man sich gerade zum Anfang seiner Schriftstellerkarriere stellt, gibt es eine, die mich immer wieder erreicht:
Brauche ich einen Lektor / eine Lektorin?
Und gerade diese Frage hat auch mich sehr lange beschäftigt.
Wir stellen uns folgendes Szenario vor:
Klein Sandra hat sich in ihren Kopf gesetzt, Autorin zu werden. Weil a) sie schon immer gerne gelesen hat, b) sie schon immer viel Fantasie hatte und c) sie DIE perfekte Buchidee für ihren ersten Roman quasi im Schlaf angesprungen hat.
Also fängt sie an zu tippen, zu tippen und zu tippen, bis nach drei Monaten ein Buch mit dem Titel: Sandras Dream erscheint.
Wunderbar. Ein tolles Gefühl!
Sie beschäftigt sich mit Amazon und ihren Veröffentlichungsmöglichkeiten, lädt die Geschichte mit einem grandiosen Cover hoch und erwartet erst einmal nichts. Bis zu dem Tag, an dem die erste Rezension eintrudelt und Sandra diese völlig gespannt öffnet, mit der Hoffnung, dass sie nun der nächste große Stern am Schriftstellerhimmel wird. Natürlich, was auch sonst, die Geschichte ist MEGA und das Cover noch viel besser. Mehr braucht man doch nicht.
WUMM! Macht es, als sie aus den rosa Wölkchen mit einem harten Sturz auf dem Boden der Tatsachen ankommt.
Ein Stern. Ein! Stern! (In Zahlen: 1)
Was soll das denn?
„Geschichte ist ganz gut. Man merkt, dass es sich um ein Debüt handelt, Rechtschreibfehler auf jeder Seite. Von den Logikfehlern mal ganz abgesehen. Mein Hausaffe kann besser tippen.“
Oh man. Sandra hatte in Deutsch doch immer eine 1 und jetzt sowas …
Das ist natürlich eine ziemlich krasse Geschichte und nein, genauso ist sie mir zum Glück nicht passiert. Im Grunde hatte ich ziemlich viel Glück am Anfang und zwei sehr gute Freunde, die beide noch besser in Rechtschreibung- und Grammatik waren als ich.
Trotzdem war mein Text nicht fehlerfrei – und das ist er auch heute noch nicht – aber darum geht es nicht. Nicht nur!
Kommen wir zurück zu der Frage des Anfangs:
Brauche ich einen Lektor / eine Lektorin?
Antwort:
Wenn du Bücher veröffentlichen möchtest, weil du deinen Lebensunterhalt mit dem Schreiben verdienen willst, dann JA.
Wenn es für dich nur ein lukrativer Nebenjob ist, der dir viel Spaß macht, dann NICHT UNBEDINGT.
Meiner Meinung kann man sich nur aufgrund weniger Dinge am riesigen Markt unserer Branche etablieren.
Professionalität ist da ein fetter Punkt und diesen erreicht man nur, in dem man sich professionell gibt. Tolle Logik, oder?
Und weil du hier bist, weil du sicherlich ein paar richtig harte Fakten lesen möchtest und nicht nur zusammenhangloses Geschreibsel, möchte ich dein Bedürfnis hier erfüllen:
Fakt 1: Kosten
In meiner Karriere habe ich schon die ein oder andere Lektorin kennengelernt und ich kann dir sagen, die Preise und Kosten bewegen sich in einem ziemlich großen Rahmen!
Bei der einen zahlst du 2 € pro Normseite, bei der anderen 8 €.
Nehmen wir mal das Zwischending an und haben jemanden gefunden, dessen Probelektorat dir zusagt und der / oder die 5 € pro Seite nimmt.
Bei ca. 250 Normseiten* wären das 1250 €. Uff.
*Kleiner Wink: Eine Normseite entspricht 60 Anschläge je Zeile und beinhaltet 30 Zeilen.
Also 1800 Zeichen (plus Leerzeichen).
Wenn ich darüber auch nochmal einen Artikel schreiben soll, lass mir ein Kommentar da.
Das ist erstmal echt eine Hausnummer, oder? 1250 € mit deinem Buch reinzukriegen, wird auf den ersten Blick gar nicht so einfach.
Dein Buch bietest du für 2,99 € an und bei Amazon erhältst du 70 % Tantieme, also musst du es 597 Mal verkaufen.
Ja, du siehst, ich liebe Beispielrechnungen und sie sind so effektiv, denn du bist an diesem Punkt vielleicht erst einmal richtig geschockt.
Fakt 2: Nutzen
Kommen wir zu dem Teil Nutzen, denn auch wenn ein Lektor dir Kosten verursacht, bringt er dir einen ziemlich erheblichen Anteil an Nutzen ein.
Wenn sich dein Buch kaum noch von einem Verlagsbuch unterscheidet, werden die Leser das wertschätzen und durch den Einsatz eines Lektors verkaufst du unterm Strich mehr deiner Bücher als ohne.
Natürlich ist es ein Zusammenspiel zwischen Cover, Inhalt, Plot, deiner Social Media Präsenz und noch vielen anderen Dingen, aber der erste Schritt zu einem professionell erstellten Buch ist getan.
Ein Lektor unterstützt dich nicht nur in Rechtschreibung und Grammatik, er teilt deine Leidenschaft, deckt Logikfehler auf, hilft dir bei der Verbesserung deiner Spannung, korrigiert deinen Klappentext, löscht Wortwiederholungen und Füllwörter oder gibt dir einen Schubs in die richtige Richtung einer passenden Formulierung.
Und du fühlst dich nicht so alleine und nur selbst verantwortlich für das, was du da auf den Mark schubst. Dieses Gefühl trügerischer Sicherheit ist nicht außer Acht zu lassen 😀
Falls du ein genauso großer Rechenfreak bist wie ich , dann wirst du dich jetzt über Folgendes freuen:
Ein Buch in den Top 100 der Amazon Charts verkauft sich in den hinteren Rängen rund 100 Mal am Tag (Abweichungen immer eingeschlossen!!) ohne gelesene Seiten des Kindle Unlimited Programms.
Wir gehen immer noch von deinem 2,99 € Preis aus und haben dann ca. 2 € Gewinn an jedem Buch.
Gerechnet auf einen Monat mit 30 Tagen verdienst du 6.000 €. Davon gehen jetzt noch ca. 36 % Steuern im Schnitt ab und du hast einen Betrag von 3840 € minus Lektorat = 2590 €.
Minus Cover, minus Werbung immer noch ein sehr guter Gewinn, denn das Buch verkauft sich ja nicht nur genau einen Monat!
*Anmerkungen: Nehmt diese Rechnungen nur Pi mal Daumen, nicht zu 100% übertragbar!!
Und ja, ich habe mich bewusst dafür entschieden, Zahlen aufzudecken und darüber zu schreiben, auch wenn es jeder andere totschweigt, denn mal ehrlich:
Was hätte ich vor einigen Jahren dafür getan, zu wissen, was man verdient, denn natürlich geht es um Leidenschaft und die Liebe zu Büchern blablaba, aber es geht eben auch ums Geld. Denn wenn ich davon Leben möchte, will ich auch wissen, was für ein Leben ich mir leisten könnte.
Und für alle Besserwisser: Wir sprechen hier immer über THEORETISCHE Annahmen! Natürlich verdient man nicht immer 6.000 € in einem Monat an einem Buch! Natürlich kommt man nicht mit jedem Buch in die TOP 100 und verkauft 100 Stück am Tag! Und natürlich gibt es auch Bücher, die dir deutlich mehr bringen!
Aber wir brauchen eine Grundlage, um zu sehen, dass man sich die Kosten eines Lektorats durchaus leisten kann.
Denn nur mit einem Lektorat hat man auch die Möglichkeit in die Top 100 zu kommen (Ausnahmen immer ausgenommen). <- meine Meinung.
Fakt 3: Der Weg zu DEINEM Lektor
Gott, diese genderspezifischen Formulierungen machen mich kirre. Ich schreibe ab jetzt nur noch Lektor und beziehe damit alle Lektorinnen mit ein. Danke.
Zuerst suchst du dir jemanden aus, der in deinem Genre arbeitet, denn dann hat er auch genügend Erfahrungen, dir wirklich eine Hilfe zu sein.
Du formulierst eine nette Mail und vielleicht kannst du dich schon auf einen Umfang beziehen, den dein Buch haben wird.
Nachdem du eine Antwort erhalten hast, bestehe auf ein Probelektorat! Jeder seriöse Lektor wird dieses ohnehin machen, weil er natürlich auch sehen möchte, wie gut und sicher du in deiner Tätigkeit bist. Denn danach richtet sich der Preis!
Wenn ein Lektor doppelt so viel mit einem Manuskript zu tun hat, wie mit einem anderen, wird er natürlich auch mehr an Kosten einnehmen müssen, um seine Arbeitszeit zu decken. Völlig plausibel.
Das ist kein Basar, du beziehst eine hochwertige Leistung und solltest dem Lektor auf seine Preisangaben vertrauen.
Und auch du musst schauen, mit wem du zusammen arbeitest. Eine Kollegin gab mir mal den Tipp, ein bis zwei Logikfehler in ein Probelektorat einzubauen (Haarfarbe ändern oder sowas) und daran siehst du ziemlich gut, ob dein Gegenüber es drauf hat oder nicht.
Fies, ich weiß, aber sonst wird eure Zusammenarbeit nicht funktionieren.
Denn dir muss bewusst sein, dass es jetzt jemanden gibt, der an deinen Texten „rummeckern“ wird. Manche Szene muss vielleicht gestrichen werden, die du geliebt hast, bei der dein Lektor aber sagt: Neeeee, geht gar nicht!
Du musst vielleicht Namen ändern oder Orte oder Formulierungen und sicherlich hast du immer das letzte Wort, aber einem guten Lektor und seiner Erfahrung kannst du vertrauen. Und hey, es ist echt nicht einfach, wenn jemand „Fremdes“ dein Buch erst einmal zerreißt. Aber er macht es nicht nur, weil es ihm Spaß macht, sondern auch, weil es die Geschichte im Endeffekt besser macht!
Also schluck diesen Trotzkloß herunter und lass dich drauf ein.
Dann kann eine sehr gute Zusammenarbeit entstehen und sobald ein Lektor einige deiner Manuskripte lektoriert hat, wird er auch dich und deine Schreibweise besser kennenlernen und das alles wird noch reibungsloser und besser über die Bühne laufen.
Das war es im Großen und Ganzen und nein, meine Lektorin bezahlt mich nicht für diesen Artikel, wäre aber schön 😉
Ich stehe voll und ganz auf der PRO-Seite und würde ohne eine Lektorin nicht mehr veröffentlichen.
Und bevor du mich jetzt anschreibst, welchen Lektor ich empfehlen kann, tue ich es gleich selbst.
Das heißt nicht, dass dir die Arbeitsweisen dieser Lektoren zusagen, aber dass ich nur positive Erfahrungen gemacht habe, diese Personen professionell und zügig arbeiten und auch das Zwischenmenschliche immer gepasst hat!
Jetzt kommt Werbung:
Zum einen habe ich mit Natalie von Lektorat Bücherseele eine meiner Meinung nach besten freien Lektorinnen gefunden, die das ganze Spektrum der Leistungen abdeckt. Ich habe bei vielen Büchern mit ihr zusammengearbeitet und kann sie uneingeschränkt empfehlen.
HIER GELANGST DU ZU IHR
Aktuell arbeite ich mit Sarah von Wortkosmos zusammen, die nicht nur die witzigsten Storys in Instagram postet, sondern auch – obwohl ihr Lektoratsdienst noch relativ jung ist – mit ihrem Wissen und ihrer Arbeitsweise sofort bei mir gepunktet hat.
HIER GELANGST DU ZU IHR
Ich wünsche dir viel Spaß, den für dich passenden Lektor zu suchen und zu finden und viel Erfolg bei deinem nächsten Buchprojekt.
Lieben Gruß, Sandra
Schönen Guten Morgen,
ich bin auf deinen Blog über Instagram gestoßen und suche gerade eine/n Lektor*in.
Mir sind zwei kleine Fehlerchen aufgefallen:
– Bei Nutzen im dritten Absatz hast du dem Markt das t geklaut.
– Deine Links haben ein %20 davor und keinen Doppelpunkt nach dem https, weshalb diese nicht funktionieren.
Dieser Blogartikel hat mich darin bestärkt, mit der Suche nach einem Lektorat auf dem richtigen Weg zu sein. Von daher hat die Werbung bei mir funktioniert. 😉
LG
F.P.
Vielen Dank für deine Anmerkungen, ist direkt geändert 😉
Auf jeden Fall, viel Glück bei der Suche!